Du betrachtest gerade Mein Projekt – Mother Teresa Compassion

Hallo liebe Blogleser*innen, in dem heutigen Blogbeitrag geht es um mein Projekt, dessen Hintergrundgeschichte und um meine ursprüngliche Arbeit. 

Zunächst einmal, mir geht es hier wirklich gut. Meine Arbeit macht mir Spaß, ich erlebe am Wochenende oft Abenteuer und ich fühle mich in meiner Gastfamilie absolut Zuhause. Und die Zeit rennt hier einfach. Ich kann wirklich nicht glauben, dass es nun schon Dezember ist und ich jetzt schon drei Monate hier bin. 

Nun soll es aber um mein Projekt gehen. Kurz bevor ich nach Uganda gekommen bin, wurden die meisten Freiwilligen nochmal auf ein anderes Projekt umplatziert, ich eben auch. Ich habe daraufhin nur den Namen von meinem jetzigen Projekt bekommen, ohne eine ausführlichere Beschreibung. Rund eine Woche später sitze ich auch schon Uganda und ein paar Tage später in meinem Projekt. Wenn ihr mehr über meine Gastfamilie, mein Wohnort und die ersten Tage im Projekt erfahren wollt, dann müsst ihr bei meinem letzten Beitrag vorbeischauen. 

Mother Teresa Compassion oder auch MOTCOM wurde 2003 von Agnes Akoth Ochwo ins Leben gerufen und ist seit Februar 2019 eine eingetragene CBO (Community Based Organisation). 

Hintergrundgeschichte von Mother Teresa Compassion:
Agnes Akoth Ochwos wurde im Alter von 16 Jahren ungewollt schwanger und hatte deswegen ein schwieriges Verhältnis zu ihren Eltern. Eine Schwangerschaft während der Schulzeit und außerhalb der Ehe war ein großes Tabu, das als “Schande” für die Familie galt und mit Verbannung bestraft wurde. Die abgewiesene Agnes kam bei einer älteren Dame unter, die sich um sie kümmerte und ihr bei der Geburt ihres Kindes half. Agnes musste alleine dafür sorgen, dass ihr Baby etwas zu essen bekam, indem sie grub, Wasser holte, Feuerholz sammelte, bis sie auf einen barmherzigen Samariter stieß, der ihr das Schulgeld für einen Fachkurs an der Universität von Tororo ermöglichte. Später erwarb sie einen Bachelor-Abschluss in Entwicklungsstudien an der Uganda Martyrs University. Durch diese prägenden Erfahrungen fing sie 2003 an, ältere Menschen, hilfsbedürftige und behinderte Kinder zu unterstützen. 

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Agnes Akoth Ochwos

Mother Teresa Compassion

Vision
“A community where all people afford basic needs of life to alleviate suffering.”

Mission
“To empower communities through advocacy, healthy, education, livelihood, shelter and evangelism for each individual to attein their full potential.”

 

So viel zur Hintergrundgeschichte von Agnes und MOTCOM, doch wie sieht die tatsächliche Arbeit aus?

In den ersten Wochen, die ich im Projekt war, bestand meine Tätigkeit vor allem aus Hausbesuchen von älteren und behinderten Menschen und von Berichten schreiben. MOTCOM ist in mehreren Dörfern im Luwero Distrikt unterwegs. Insgesamt sind es rund 18 Dörfern, in denen MOTCOM arbeitet. Agnes, Collins (mein Gastbruder) und ich haben mit der Führung vom jeweiligen Dorfvorsitzenden ältere und hilfsbedürftige Menschen zu Hause besucht und eine grobe Bestandsaufnahme von ihnen und der Situation gemacht. Dazu gehört auch eine nette Unterhaltung und manchmal hat Agnes auch mit den Senioren gebetet. Meine Aufgabe war es, ein Foto von den Menschen und der Umgebung zu machen. Dann ging es auch schon zum nächsten Haus.

Viele der Besuchten älteren Menschen haben niemanden mehr, da alle Kinder gestorben sind. Somit müssen sie sich auch noch im hohen Alter (viele sind tatsächlich zwischen 90 und 80 Jahre alt) komplett selbst versorgen oder sogar noch ihre Enkelkinder dazu.

Ich finde, es ist aber schwierig, die gesamte Situation in Worte wiederzugeben, deswegen habe ich mir überlegt, euch ein paar Lebenssituationen zu beschreiben. 

  1. An einem der ersten Tage haben wir ein älteres Ehepaar besucht, die mit ihren Enkelkindern zusammen leben. Die Frau war 83 Jahre alt und der Mann 82 Jahre alt. Beiden ging es gesundheitlich gar nicht gut. Der Mann hatte ein gebrochenes Bein, konnte aber wenigstens etwas laufen. Die Frau hat am ganzen Körper schmerzen, doch vor allem ihre Brust schmerzte stark. Dennoch passen sie auf ihre fünf Enkelkinder auf, deren Eltern bereits verstorben sind. 
  2. Wir haben auch einen 82-jährigen alten Mann besucht, der alleine in einer kleinen Hütte wohnt und nur noch im Bett liegen kann. Er wohnt ziemlich abgeschieden auf einem Berg und bekommt deswegen nur selten Hilfe. 
  3. In einem anderen Dorf waren wir bei einer 17-jährigen jungen Mutter. Ihr Kind wurde gerade erste vor ein paar Wochen geboren und leider ist ihre Mutter kurz vorher verstorben. Der Vater des Kindes ist ein Motorradfahrer und ist verschwunden. Nun lebt die junge Mutter mit ihrem Bruder alleine in dem Haus der Mutter und beide haben keine abgeschlossene Schulausbildung. 
  4. In demselben Dorf haben wir eine Frau besucht, die eine geistig behindertes Kind hat. Damit das Kind nicht wegläuft, haben sie es an einem Baum gebunden. Die Eltern sind überfordert mit dem Kind und wissen nicht, was sie mit dem Kind machen sollen. Zudem hat die Mutter noch 7 weitere Kinder.

Dies sind nur einige der vielen traurigen Schicksale und Lebenssituationen, die ich hier bereits erlebt habe. Vielen dieser alten Personen haben Krankheiten oder Schmerzen. Hier fehlt es an einer medizinischen Versorgung und auch an Medikamenten und natürlich an Geld für all dem. Zudem gibt es wenig Leute, die sich um die pflegebedürftigen Menschen kümmern.  

Trotzdem möchte ich sagen, dass meine oben genannten Schicksale und beschrieben Situationen keine Verallgemeinerung von allen Menschen hier sein soll. Nicht allen besuchten Menschen geht es körperlich schlecht und viele leben bei ihren Familien, die sie versorgen. Auch eine 103-jährige Frau habe ich getroffen, die nicht im Bett lag, sondern mit Agnes gebetet hat. Nicht allen Menschen geht es also schlecht. 

Was aber alle Menschen hier gemeinsam haben, ist eine Gastfreundschaft und eine Offenheit, wie ich sie noch nicht erlebt habe. Wenn wir zu den Menschen gehen und sie mich sehen, begrüßen sie mich freundlich und viele lachen mich an und reden mit mir irgendwas auf Luganda. Meist holen sie sofort ihre einzige Bank oder Sitzmöglichkeit heraus, damit ich mich setzten kann. Einige können es auch kaum glauben, dass ein “Mzungu” (bedeutet sowas wie weißer) bei ihnen auf dem Grundstück ist und sagen, dass sie auf mich gewartet haben. Sie glauben, Gott hat mich geschickt und segnen mich zum Abschied. Es ist ein schönes Gefühl, wenn ich die Menschen zumindest für den Tag glücklich machen kann. Auch wenn ich sie nur begrüße, sie anlächele, da sitzt und zuhöre. Die Menschen freuen sich. Und genau das finde ich beeindruckend! Viele Menschen hier leben von nicht viel, haben körperliche Probleme und täglich neue Herausforderung zu meistern, trotzdem versprühen sie  Lebensfreude und können lachen. 

Wenn ich daran denke, kommt mir eine Situation immer wieder in den Kopf, die mich sehr mitgenommen hat: 
Ich saß mal bei Dämmerung im Matatutaxi und habe zufällig aus dem Fenster geschaut. Wir sind gerade an einem kleineren Dorf vorbeigefahren und da war ein ziemlich heruntergekommenes Haus. Davor tanzte eine Familie mit mehreren Kindern zur Radiomusik. Man hat gesehen, dass sie in sehr einfachen Verhältnissen wohnen. Aber sie haben trotzdem glücklich zur Musik getanzt und die Kinder haben gestrahlt. 

Über Kinder soll es aber das nächste mal gehen, denn meine Arbeit hat sich nämlich stark geändert. Tatsächlich arbeite ich jetzt hauptsächlich nur noch mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Wie es dazu gekommen ist und was ich nun genau arbeite, darüber geht es dann in meinem nächsten Beitrag. 

Kleine Info:
Da ich jetzt in einem kleineren Dorf wohne, kann ich nur Internet über mobile Daten beziehen, was auf Dauer sehr kostspielig ist. Somit kann ich diesen Blog nicht immer so aktuell halten, wie ich es eigentlich gerne wollen würde. Ich gebe aber mein Bestes!

Viele Grüße aus Uganda🇺🇬
Jakob